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Teil 2 – Chris: Cochlea-Implantate haben mein Leben verändert

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Chris und sein Hörtraining mit den Cochlea-Implantaten, wie sie sein Leben verändert haben und weshalb er seine Entscheidung, sich beidseitig implantieren zu lassen, nicht bereut.

Meine Tipps für besseres Musikverständnis

Sprachverstehen habe ich schon am ersten Abend mit Hörtrainingsapps trainiert – das wurde mir aber schnell zu langweilig, weil ich relativ schnell alles verstand. Bei Musik war es etwas mehr Arbeit. Bis ich zum Beispiel die verschiedenen Trommeln meines Schlagzeuges unterscheiden konnte, musste ich schon etwas üben. Beim Klavier habe ich auf Anhieb gehört, dass es verstimmt ist – das war wahrscheinlich einer der einprägsamsten Momente überhaupt. Ich konnte sogar die hohen Töne auf Anhieb genau unterscheiden; dafür hat es bei den mittleren und tieferen etwas länger gedauert. Ich arbeite da immer noch dran – unter anderem auch mit Meludia, der Musiktrainings-App, die man als MED-EL Nutzer kostenlos nutzen kann.

Für das Üben im Störschall versuche ich gerne, Songtexte zu verstehen. Ansonsten ist für mich der Alltag das beste Training – es gibt immer wieder Hörsituationen, die herausfordernd sind und bei denen es Übung und Geduld braucht, um das Hören zu trainieren.

Für das Musikhören habe ich für MED-EL mal eine Liste mit Tipps und Tricks zum Musikhören und Musizieren mit CI geschrieben. Die findet ihr hier auf Englisch verlinkt.

Lieblingsgeräusche wieder entdecken

Naturgeräusche, die ich wieder hören kann: Vogelgezwitscher, das Prasseln von Regen, das Knirschen von Schnee unter den Schuhen, das Meeresrauschen, Laub im Hebst unter den Füßen – all das wieder hören zu können, ist wundervoll. Und natürlich das Klavierspiel meines Sohnes. Ich glaube, für einen stolzen Vater kann es kein schöneres Geräusch geben.

Meine lebensverändernden Hörimplantate

Das CI hat mein Leben viel stärker verändert, als ich es mir hätte vorstellen können. Ich kann wieder telefonieren, und meine Aussprache hat sich enorm gebessert. Kommunikation auf Englisch ist überhaupt kein Problem mehr – bei mir im Job wird nämlich überwiegend Englisch gesprochen. Und ich genieße Kultur: Ich gehe häufig auf Konzerte und Festivals, verstehe im Kino fast alles, gehe auf Poetry Slams und Comedy-Veranstaltungen und höre und mache in jeder freien Minute wieder Musik. Ich habe ein neues Instrument gelernt, Bass-Gitarre, und eine Band gegründet, mit der ich einmal pro Woche Musik mache. Und auch ab und zu auftrete.

„Am schönsten ist, dass Kommunikation nicht mehr anstrengend ist. Es macht Spaß, zuzuhören.“  (Chris)

Einfache Kommunikation dank Cochlea-Implantaten

Ich brauche kein Lippenlesen und kein Flutlicht mehr und verstehe die meisten Menschen sehr gut, selbst bei Kerzenschein. Small-Talk macht mir richtig viel Spaß – das Einkaufen dauert dementsprechend länger als vorher. Ich kann im Job richtig gut mitreden, gehe auf Konferenzen und Fachkongresse, und unterhalte mich auch viel mehr mit Nachbarn und mit meiner Familie. Meine Söhne sagten mal, sie haben durch die CIs einen neuen Kumpel gewonnen. Das hat mich unheimlich gefreut.

Mein Rat an andere mit Hörverlust

Habt keine Angst vor einem Cochlea-Implantat. Wenn Hörgeräte nicht mehr reichen, wenn man damit kein gutes Sprachverständnis mehr hat, dann sollte man über ein CI nachdenken. Die Operation ist bei einem erfahrenen Arzt mittlerweile ein Routineeingriff – bei mir haben beide Operationen weniger als eine Stunde gedauert. Und ich war kurz danach schon wieder auf den Beinen; das habe ich mir damals viel schlimmer vorstellt.

Seid darauf vorbereitet, dass es eine Weile dauern kann, bis man mit dem CI gut hört. Bei mir ging es superschnell, aber das ist eher die Ausnahme. Es kann auch Wochen oder Monate dauern, bis man gut und natürlich hört. Und es kann viel Training und Geduld benötigen. Ganz wichtig ist eine positive Einstellung. Wen man sich nach der ersten Aktivierung darüber ärgert, dass alle Menschen wie Micky Maus klingen, anstatt sich zu freuen, dass man sie versteht, dann ist es schwer, eine erfolgreiche Hörreise zu haben. Ohne Optimismus geht es nicht.

Meine Arbeit als Hearpeers-Mentor

Seit 2020 bin ich Hörpate bei MED-EL und helfe in dieser ehrenamtlichen Funktion gern anderen Menschen bei allen Fragen weiter, die sie zum Thema CI haben. Und begleite sie auch gern auf ihrer Hörreise. Ihr findet mich auf www.hörpaten.de – und ich freue mich über jeden Menschen, den ich unterstützen kann. Ich selbst hätte mich nie getraut, den Schritt zum CI zu machen, wenn mich damals nicht andere Menschen mit CI unterstützt und motiviert hätten. Es ist völlig okay, Angst zu haben. Die hatte ich auch. Aber das, was man mit einem CI gewinnen kann, ist enorm. Ich habe diese Entscheidung keine Sekunde lang bereut.

Chris kontaktieren
Denken Sie über ein Cochlea-Implantat nach? Chris ist ein MED-EL-Hörpate und teilt gerne seine Erfahrungen und beantwortet Ihre Fragen.