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Univ.Prov. Dr. med. Andreas Radeloff

Direktor Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg

Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Radeloff  ist Experte weil:

Das Cochlea-Implantat (CI)-Centrum der Universitäts-HNO-Klinik Oldenburg hat sich in den vergangenen Jahren zum einem der größten Zentren im Norden Deutschlands entwickelt. Die Universitätsklinik für HNO-Heilkunde im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg, bietet auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse das gesamte Spektrum individueller Therapiemöglichkeiten an – von der Behandlung einer Heiserkeit bis zur technisch ausgefeilten Hörprothese (Cochlea-Implantat). Jährlich werden stationär weit über 3.000 Patienten aufgenommen und von erfahrenen Spezialisten in den beiden Abteilungen der Klinik beraten, behandelt und begleitet.

Für Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Radeloff bedeutet die Initiative:

Ich finde die Initiative gut, weil sie dazu anregt, das Thema „Hörverlust“ endlich anzugehen und die Hürde für weitere Schritte senkt. Der direkte Kontakt in spezialisierte Kliniken hilft, längere Umwege zu vermeiden.

EWH: Herr Professor Radeloff, welche Patient*innen sehen Sie in der CI-Sprechstunde am Universitätsklinikum Oldenburg überwiegend?

Prof. Radeloff: Wir sehen in Oldenburg Patient*innen aller Altersgruppen vom Säugling bis zum hochbetagten Menschen. Der überwiegende Teil unserer Patient*innen ist im höheren Erwachsenenalter.

EWH: Haben sich in den letzten Jahren Altersstruktur und Indikationen verändert?

Prof. Radeloff: Ja, wir implantieren unsere Patient*innen – gemessen am Hörvermögen – heute wesentlich früher. D.h. der überwiegende Teil unserer Patient*innen hat noch ein deutlich messbares Restgehör. Weil das so ist, werden heutzutage mehr erwachsene Patienten implantiert, während sich die Anzahl taub geborener Kinder nicht geändert hat.

EWH: Für welche Patient*innen kommt ein Hörimplantat in Frage?

Prof. Radeloff: Wenn wir vom Cochleaimplantat sprechen, ist der Eingriff immer dann eine Überlegung wert, wenn man mit einem gut eingestellten Hörgerät nicht mehr gut zurechtkommt. In dem üblichen Sprachtest mit einsilbigen Wörtern liegt man dann in der Regel bei 60% Verstehens Quote oder schlechter.

EWH: Kommen die Patient*innen von sich aus oder auch auf Anraten von Angehörigen?

Prof. Radeloff: Dazu gibt es bei uns keinen klaren Trend. Klar ist, dass die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit die soziale Interaktion limitiert. D.h. auch Angehörige wünschen sich oft eine Lösung für die Betroffenen.

EWH: Sind Ihre Patient*innen eher auf einem oder auf beiden Ohren betroffen?

Prof. Radeloff: Die meisten Patient*innen sind auf beiden Seiten betroffen. Nicht immer in gleichem Maße. Dann kommt eine Kombination aus Hörgerät und CI in Frage. Ein Grundsatz der Versorgung ist heute: Jedes Ohr soll optimal versorgt sein! Deshalb wird auch bei einseitiger Ertaubung und gesundem zweiten Ohr heute ein CI empfohlen.

EWH: Welche Tipps können Sie Patient*innen mit hochgradigem Hörverlust geben? Was sind die nächsten Schritte nach der Empfehlung eines Hörimplantats?

Prof. Radeloff: Informieren Sie sich in einer Klinik, die ein CI-Zentrum hat! Wie es dann weitergeht, erklärt man Ihnen dort: Meistens erfolgt eine ausführliche Diagnostik und Beratung in der Klinik. Zusätzlich werden Bilder des Kopfes angefertigt. Der Eingriff erfolgt stationär und ist mit einem Aufenthalt von 3-5 Tagen verbunden.