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Sommer, Sonne, Ohrenschmerzen

Wenn bei Badewetter das kühle Nass Spaß und Abkühlung verheißt, sind schmerzhafte Ohrentzündungen oft vorprogrammiert. Endlich Wieder Hören hat bei zwei Spezialisten nachgefragt, wie man eine Badeotitis vermeidet, erkennt und behandelt. Lesen Sie im folgenden Beitrag die Tipps der HNO-Ärzte Prof. Dr. Benno Paul Weber und Dr. Markus Brandstetter.

Endlich ist er da, der heißersehnte Urlaub. Egal, ob Mecklenburg-Vorpommern oder Mittelmeer, Chiemsee oder Comer See, Erholung am Wasser ist immer ein Hit. Umso ärgerlicher, wenn die Urlaubsfreuden plötzlich durch Ohrenschmerzen getrübt werden.

Die Badeotitis, in der Fachsprache Otitis externa genannt, ist eine schmerzhafte Entzündung des Gehörgangs, die vor allem nach längeren Aufenthalten im Wasser entsteht. „Zur Otitis externa kann es auch ohne Baden kommen, etwa nach Verletzungen durch Wattestäbchen oder bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis, aber das Baden ist einer der häufigsten Risikofaktoren“, erklärt Endlich Wieder Hören Experte Dr. Markus Brandstetter, niedergelassener HNO-Arzt in Rosenheim.

Ohrenschmalz hat eigentlich eine Schutzfunktion und dient als Hautbarriere. Durch lange Aufenthalte im Wasser werden das Ohrenschmalz und die sensible Haut im äußeren Gehörgang aufgeweicht, ähnlich wie man das von den Händen und Füßen kennt. Dadurch verändert sich der pH-Wert der Haut und mit ihm ihre Mikroflora. Bakterien, Viren und Pilzen sind Tür und Tor geöffnet. „Es ist weniger so, dass im Pool, Meer oder See böse Bakterien lauern, die einen arglosen Gehörgang anfallen. Die Veränderung in der Ohrenschmalz-Hautbarriere und die Störung der Mikroflora sind relevant“, erläutert Dr. Brandstetter.

Kinder sind übrigens besonders häufig betroffen, da sie sich meistens viel länger im Wasser aufhalten und oft mit dem Kopf untertauchen.

Wie erkenne ich eine Badeotitis?
„Die Badeotitis tritt relativ kurz, Stunden bis Tage, nach dem Baden auf“, weiß Prof. Benno Paul Weber, HNO-Chefarzt an der RoMed Klinik Bad Aibling.

Sie geht einher mit folgenden Symptomen:

  • Im Anfangsstadium Jucken im Ohr
  • Ohrenschmerzen: „Diese können sogar bei minimaler Berührung des Ohres oder Bewegung des Kiefers schmerzen“, so EWH-Experte Dr. Brandstetter. Wenn Sie vorsichtig am Ohrläppchen ziehen oder am Knorpel vor dem Gehörgangseingang drücken und dabei Schmerzen verspüren, könnte es sich um eine Badeotitis handeln.
  • Rötung und Schwellung – zunächst am Gehörgangseingang, später können sich Rötung und Schwellung in alle Richtungen ausdehnen. Auch eine Lymphknotenschwellung Kiefergelenksbeschwerden sind möglich.
  • Hörminderung durch die Schwellung des Gehörgangs
  • Ausfluss aus dem Ohr – in schweren Fällen

Was tun bei Badeotitis?
Im Normalfall klingt eine Entzündung des äußeren Gehörgangs schnell ab, wenn man sie rasch und richtig behandelt. Gegen die Schmerzen empfehlen sich schmerzstillende Medikamente. Der nächste Weg sollte zum HNO-Arzt führen. „Zuerst wird der äußere Gehörgang samt Umgebung gereinigt, gefolgt von einer Lokaltherapie mit Ohrentropfen, Salben oder Salbenstreifen. Je nach Erreger werden dann unterschiedliche Medikamente verordnet. In sehr schweren Fällen können wiederholte Streifenwechsel und die Gabe von Antibiotika erforderlich sein“, beschreibt Prof. Weber den Behandlungsweg. Zählen Sie nicht darauf, dass die Badeotitis von selbst wieder verschwindet, sondern nehmen Sie diese Erkrankung ernst. So vermeiden Sie, dass die Entzündung bis ins Mittelohr vordringt.

Während einer Badeotitis sollten Sie übrigens das betroffene Ohr möglichst trocken halten, bis die Entzündung abgeklungen ist. Beim Duschen oder in der Badewanne empfiehlt sich eine Badehaube.

Am besten wäre es, ganz aufs Schwimmen zu verzichten, doch gerade bei einem Badeurlaub ist das manchmal ein schwieriges Unterfangen. Die Alternative: maximal bis zur Brust ins kühle Nass, sodass die Ohren trocken bleiben. Tauchen ist übrigens bei einer Badeotitis absolut tabu! „Bei Gehörgangsentzündungen kann es indirekt zu Druckausgleichsproblemen kommen. Diese können beim Flaschentauchen – drastisch gesagt – tödlich sein“, warnt Prof. Weber eindringlich.

Noch ein Tipp: Verwenden Sie während der Erkrankung keine In-Ear Kopfhörer, sie reizen den bereits entzündeten Gehörgang noch zusätzlich.

Wassergenuss ohne Reue
Die beiden HNO-Ärzte haben für Sie einige Tipps parat, mit denen Sie eine Badotitis vermeiden können.

Das fängt bereits mit den Urlaubsvorbereitungen an. Wenn Sie zu viel Ohrenschmalz neigen, lassen Sie es vor dem Urlaub professionellvon einem HNO-Arzt entfernen. Eigentlich wirkt Ohrenschmalz als natürlicher Schutz vor Bakterien, Pilzen und Viren, doch ein Zuviel begünstigt Infektionen.
Prof. Weber und Dr. Brandstetter raten dringend von der Reinigung mit Wattestäbchen ab. Sie können der empfindlichen Haut im Gehörgang winzige Verletzungen zufügen, über die Bakterien in den Gehörgang gelangen und zu Entzündungen führen.

Wer anfällig für Ohrentzündungen ist, kann zum Schwimmen spezielle Wasserschutz-Ohrenstöpsel verwenden, durch die deutlich weniger Wasser ins Ohr gelangt. Diese Stöpsel erhält man in Apotheken oder maßangepasst beim Hörgeräteakustiker. Apotheken verkaufen auch meist rezeptfreie Ohrentropfen, die den Gehörgang desinfizieren oder den pH-Wert der Haut senken, also etwas ansäuern. „Sie riechen daher manchmal nach Essig“, erklärt EWH-Experte Dr. Brandstetter. Diese Tropfen dürfen allerdings nur verwendet werden, wenn das Mittelohr intakt ist.

Nach dem Schwimmen gilt es, die Ohren samt Gehörgang mit klarem, sauberem Wasser gut auszuspülen und anschließend vorsichtig und gründlich zu trocknen, etwa mit einem sauberen Handtuch oder Taschentuch. Ist dennoch Wasser im Ohr verblieben, halten Sie Ihren Kopf schief und schütteln Sie ihn. Zusätzlich können Sie leicht am Ohrläppchen ziehen, um das Restwasser zu entfernen. Wenn das nicht funktioniert, trocknen Sie Ihr Ohr mit dem Fön auf der niedrigsten Stufe und einem Mindestabstand von 30 cm.

Vielleicht nicht der letzte modische Schrei ist das Tragen einer Badehaube. Dennoch ist sie ein wirksames Mittel, um eine Badeotitis zu vermeiden.

Nun bleibt uns nur mehr, Ihnen einen schönen Urlaub zu wünschen, mit Sommer, Sonne und Sonnenschein statt Ohrenschmerzen!

HNO-Chirurg Prof. Dr. Benno Paul Weber ist Chefarzt der HNO-Heilkunde an der RoMed Klinik Bad Aibling. Er ist ein Pionier der Ohrenheilkunde, u.a. im Bereich von Hörimplantationen.

https://www.romed-kliniken.de/de/bad-aibling/hno.htm

Endlich Wieder Hören Experte Dr. Markus Brandstetter ist niedergelassener HNO-Arzt in Rosenheim. Vor der Eröffnung seiner Praxis arbeitete er in einem Cochlea-Implantat-Zentrum. https://www.endlich-wieder-hoeren.org/experten/dr-med-markus-brandstetter/