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Interview mit Alexander Görsdorf, CI-Träger und Autor „Taube Nuss“

Welches literarische Werk hat für Sie eine besondere Bedeutung?

Da gibt es natürlich eine ganze Menge. Aber mit Blick auf die „Taube Nuss“ wären das vielleicht „Der infrarote Korsar“ von Wiglaf Droste, „Chill mal, Frau Freitag“ von Frau Freitag und „Mein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch. Dann noch „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann. Das Erste wegen dieser besonderen Form des Humors, das Zweite, weil es auch aus einem Blog entstanden und erfolgreich ist. Im Dritten wird eine ganze Identität entworfen und das Vierte wegen seiner Sprache.

Was hat Sie dazu bewegt, ein Buch über Ihre Schwerhörigkeit zu schreiben?

Die Leute wissen zu wenig darüber, was es bedeutet schwerhörig zu sein. Anfangs dachte ich, Schwerhörigkeit ist ein dröges Thema, das keinen interessiert. Aber während ich notquitelikebeethoven.de schrieb, meinen Blog, merkte ich: Am Ende kommt man immer dahin, dass die Schwerhörigkeit nicht den behindert der sie hat, sondern zwischen den Leuten steht. Sie ist wie der Sand im Alltagsgetriebe. Darüber zu sprechen ist nicht nur nötig, damit es den Schwerhörigen besser geht. Es gewährt auch unterhaltsame Einsichten in unser aller Alltag.
Ich glaube, dass so gewecktes Interesse ein wichtiger Nährboden für politische Verbesserung ist, Stichwort Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland.

Wann und wo können Ihre Fans sich auf weitere Lesungen von „Taube Nuss“ freuen?

Derzeit ist es etwas ruhiger geworden, ich mache nur einige Auftritte im nicht ganz öffentlichen Kreis, z.B. auf der Blogwerkstatt der DCIG Anfang Mai und auf einem Kongress schweizerischer Hörakustiker . Aber im Juni und für den Herbst 2015 sind bereits einige Lesungen in der Planung. Wahrscheinlich u.a. Neubrandenburg, München, Hamburg, Rendsburg. Details gibt es bald unter notquitelikebeethoven.de und facebook.com/taube.nuss.das.buch
Außerdem bin ich immer für Einladungen offen.

Seit der Veröffentlichung des Buches ist schon etwas Zeit vergangen. Planen Sie eine Fortsetzung oder vielleicht über ein anderes Thema zu schreiben?

Warum nicht, wenn mich die Muse noch einmal küsst?

Herzlichen Dank für das Interview!

Über Alexander Görsdorf:
Hörverlust beschäftigt Alexander Görsdorf schon sein ganzes Leben. Seine Schwerhörigkeit, die sich seit früher Kindheit stetig verschlimmerte, hat ihn aber nicht davon abgehalten, in den USA die High School zu besuchen. Danach studierte er Philosophie und Europäische Ethnologie in Berlin und Sevilla und arbeitete in Harvard an seiner Promotion. Nach deren Abschluss war er Kommunikationsberater; heute ist in der Entwicklungspolitik tätig und setzt sich für Meinungs- und Pressefreiheit in Entwicklungsländern ein. Über all die kleinen und großen Probleme, skurrilen Situationen und kuriosen Alltagsgeschichten, die einem im Lauf des Lebens als Schwerhöriger und mittlerweile Hörimplantatträger passieren können, hat er nun ein Buch mit dem selbstironischen Titel „Taube Nuss“ verfasst.