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Über den Wolken mit CI

Vom Fliegen war ich schon immer fasziniert. Sehr gerne wäre ich Pilot geworden, doch leider habe ich vor 38 Jahren die Eignungsprüfung nicht bestanden. Deshalb studierte ich Luft- und Raumfahrttechnik und arbeite mittlerweile seit fast 30 Jahren als Wartungsingenieur bei der Lufthansa.

Im Rahmen meiner Tätigkeit führe ich auch sogenannte Abnahmeflüge durch. In Zusammenarbeit mit den Piloten wird das Flugzeug dabei einer Reihe vorgegebener Tests unterzogen, die jeweiligen Anzeigewerte und das Flugverhalten des Flugzeugs protokolliert und die Beobachtungen anschließend mit den Piloten besprochen. Bei Beanstandungen weise ich gegebenenfalls weitere Wartungsmaßnahmen an.
Während der Prüf- und Abnahmeflüge muss ich viel mit den Piloten kommunizieren, was durch meine zunehmende Schwerhörigkeit über die Jahre hinweg immer schwieriger wurde, bis ich diese Tätigkeit zeitweise gar nicht mehr ausüben konnte.

Diesen Zustand wollte ich nicht akzeptieren. Das Fliegen aufzugeben und meine Lebensqualität einzuschränken, kam für mich nicht in Frage. Deshalb habe ich mich im Jahr 2011 für ein Cochleaimplantat (CI) entschieden – ein Jahr später folgte die OP des zweiten Ohrs. Aufgrund der guten Resultate war für mich klar, dass ich versuchen würde, meine Prüfflugtätigkeit wieder aufzunehmen. Zur Wiedererlangung der sogenannten Prüfflugberechtigung musste ich mich beim medizinischen Dienst meines Arbeitgebers diversen Tests unterziehen. Nachdem meine Audiogramme und die Ergebnisse der Tests zum Sprachverstehen zeigten, dass ich ein ausreichend gutes Hörvermögen habe, wurde mir die Flugtauglichkeit bescheinigt. Die Flugtauglichkeit muss alle zwei Jahre durch eine medizinische Eignungsuntersuchung bestätigt werden und von all meinen Kollegen mit Prüfflugerlaubnis absolviert werden. Als CI-Träger brauche ich keine Sondergenehmigungen, lediglich ein jährliches Schreiben meiner HNO-Klinik, das ein unverändertes Hörvermögen und keine sonstigen negativen Veränderungen, wie z.B Schwindel oder Ähnliches belegt.

Fliegen ist fester Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft geworden. Egal ob Geschäftsreise oder Familienurlaub – das Flugzeug ist für viele das bequemste und beliebteste Transportmittel. Einige CI-Träger meiden das Fliegen jedoch aus Angst oder Unsicherheit. Ich möchte diese Menschen wissen lassen, dass Fliegen mit CI bedenkenlos möglich ist.

Die größten Sorgen machen sich die meisten wegen der Metalldetektoren bei der Sicherheitskontrolle – die kann ich ihnen ohne weiteres nehmen. Die Metallschleuse beim Sicherheitscheck kann mit einem Formular des ADAC problemlos umgangen werden.

Und selbst als ich in an einem Flughafen in den USA mit einem in Deutschland eher unüblichen Ganzkörperscanner überprüft wurde, gab es keinerlei Probleme.
Sowohl in meiner Freizeit als auch auf Reisen höre ich gerne Musik – vor allem Jazz mag ich sehr. In der Zeit, in der ich noch normal hören konnte, habe ich mich mit dieser musikalischen Stilrichtung sehr intensiv auseinandergesetzt.

Seit meiner beidseitigen Implantation höre ich persönlich am liebsten mit Hilfe einer Induktionsschleife Musik, die direkt an das Radio oder den mp3-Player angeschlossen wird. Leider ist dies im Flugzeug nicht möglich, da die elektronischen Geräte sehr intensive, elektromagnetische Wellen abstrahlen, die die Übertragung der Induktionsschleife stören. Um auch über den Wolken nicht auf beruhigende Jazzklänge verzichten zu müssen, nehme ich immer ein Audiokabel und ein zusätzliches Batterieteil für meine Audioprozessoren mit. Diese empfehle ich bei Start und Landung, wie alle anderen elektronischen Geräte, kurz auszuschalten.