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„Sag mal, was hast du da eigentlich?“

„Es gibt drei verschiedene Arten, wie andere auf mein CI reagieren“, sagt Sarah Schmid. „Die einen fragen gar nichts, weil sie sich nicht trauen oder nichts wissen wollen. Dann gibt es die Gruppe, die schon Interesse hat. Diese Menschen versuchen, sehr einfühlsam zu sein, sind aber meist überfordert, wenn ich so locker-lässig damit umgehe. Und dann gibt es diejenigen, die das Ganze ziemlich cool und interessant finden. Sie sind einfach offen. Das finde ich am schönsten.“
Bei Sarah wurde im Alter von vier Jahren ein einseitiger Hörverlust diagnostiziert, mit 18 wurde sie schließlich auf einem Ohr implantiert. Der offene Umgang ist ihr wichtig – vor allem, weil es für sie selbst ein langer Weg war, ihr CI zu akzeptieren. „Am Anfang war es so, dass ich mein CI nicht akzeptiert habe, denn ich hatte mich immer als normal gesehen, obwohl ich auf einem Ohr gar nichts hörte.“

Am Anfang: Lieber unauffällig

Deshalb will die angehende Volksschullehrerin das CI hauptsächlich verstecken: Man soll es nicht sehen. Sarah hat anfangs das Gefühl, das CI unterscheide sie von anderen. Sie nutzt sogar einen Prozessor, der in puncto Hörleistung für sie weniger geeignet und schwächer ist – aber dafür unauffälliger. Erst nach einem Jahr und der Zeit in einem Reha-Zentrum ändert sich das. „Jetzt trage ich auch hohe Zöpfe, eine Frisur, bei der man das CI sehr gut sieht.“
Die Veränderung kommt auch durch ihre Ausbildung als Sozialpädagogin: Im Maturajahr wird das Thema Sinnesstörungen behandelt. „Da haben meine Mitschüler dann mitgekriegt, dass ich davon betroffen bin.“ Sarah fängt an, darüber zu reden. „Meine Lehrerin hat auch gefragt, ob ich das CI zeigen und das Thema erklären möchte.“ Die Niederösterreicherin hält heute sogar Vorträge in den Klassen über Hörverlust und CI.Seitenansicht eines weiblichen Hinterkopfs mit deutlich sichtbarem Cochlea Implantat

Die häufigsten Fragen

In dieser ersten Zeit, als Sarah sich selbst intensiv mit der Thematik Hörverlust und CI beschäftigt und ihre Situation zu akzeptieren lernt, spricht sie viel über ihr CI. „Mittlerweile handhabe ich das so: Ich trage das CI offen und wenn mich wer fragt, beantworte ich gerne Fragen. Wenn mich keiner fragt, dann lasse ich es. Ich will mich nicht in den Vordergrund stellen.“ Oft kämen solche Fragen: „Wie funktioniert das eigentlich?“ und „Hörst du damit gut?“. Das beantworte sie gerne.
„Ich habe gemerkt, dass mich das CI ja nicht schlechter macht als alle anderen. Und, dass ich dadurch das Bewusstsein von anderen viel mehr wecken kann: Die wenigsten Menschen wissen, was es bedeutet, ein CI zu haben und setzen es gleich mit einem Hörgerät. Sie denken dann, derjenige höre jetzt ganz normal.“

Mehr Zeit und Geduld

Es funktioniere aber nicht so, wie sich das Umfeld das vorstellen würde: „Bei mir hat sich das am Anfang angehört wie das Klicken und Klacken eines Computers. Aber das hat keiner verstanden, weil eben keiner das CI gekannt hat und jeder davon ausgegangen ist, das sei so ähnlich wie ein Hörgerät.“
Deshalb plädiert Sarah auch dafür, CI-TrägerInnen viel Zeit und Verständnis entgegenzubringen. „Natürlich gibt es Menschen, die dank eines CI gleich viel mehr hören. Meist sind das diejenigen, die ihr Gehör plötzlich verloren haben und kurz darauf mit einem CI versorgt wurden. Aber die Menschen, bei denen wie bei mir der Hörnerv noch nie wirklich aktiviert worden ist, die lernen erst zu hören.“

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