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Andreas

aus Loosdorf (Österreich)

Beidseitig implantiert
Mittelohrimplantatnutzer
Tinnitus, Genetisch bedingter Hörverlust
Personalberater, Social Media Marketer

Andreas, 40 Jahre aus Loosdorf in Österreich ist in der Personalberatung und im Social Media Marketing tätig.
Seine Mittelohrimplantate erhielt er im rechten Ohr im September 2013 und im linken Ohr im Januar 2014.

Mein Weg zum Ohrimplantat

Andreas ist Botschafter weil:

Ich möchte Betroffenen Mut zusprechen und sie unterstützen. Man kann etwas gegen Hörverlust unternehmen. Niemand muss sich verstecken oder das Martyrium des Nichthörens erdulden. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, leidet man mehr darunter, als wenn man sich eingesteht: Das unbewusste Lippenlesen oder Interpretieren – das kann gut gehen oder auch nicht. Am Ende des Tages verliert man sehr viel Lebensqualität.

Im Video beschreibt Andreas, wie er zu seinem Hörimplantat kam und wie es sein privates und berufliches Leben verbessert hat.

Weitere Informationen

1. Wie stark ist dein Hörverlust? Wann und warum ist dein Hörverlust aufgetreten?
Mein Hörverlust liegt bei bis zu 80 Prozent auf beiden Ohren. Warum sich mein Hörvermögen drastisch verschlechtert hat, kann keiner genau sagen. Anscheinend ist es genetisch bedingt. Ich persönlich bin aber der Ansicht, dass auch die laute Umwelt, z.B. bei Club-Besuchen, ihren Teil zur Verschlechterung meines Hörens beigetragen hat. Seit 2006 habe ich realisiert, dass meine Hörfähigkeit nachlässt. Ein beidseitiger Tinnitus hat das Übrige getan. Zunächst habe ich das Problem gar nicht richtig wahrgenommen und habe einfach sämtliche Radios, Fernseher und Geräte lauter gestellt. Irgendwann ging das nicht mehr und ich musste mich der Tatsache stellen, dass ich nicht mehr richtig hören konnte.
2. Wie hast du persönlich den Hörverlust empfunden?
Lange Zeit habe ich mir nicht wirklich eingestanden, dass ich ein Problem habe. Ich dachte mir: „Du kommst gut zurecht, das wird schon.“ Tatsächlich habe ich aber gemerkt, dass sich mein Wesen völlig verändert hat. Ich war immer ein offener, fröhlicher Mensch und habe mich zusehends in eine introvertierte, stille Person verwandelt.
3. Wie wurdest du von Ärzten, Freunden oder der Familie unterstützt?
Leider wurde ich nicht immer gut beraten und schleppte mich mit meinem Problem von HNO-Arzt zu HNO-Arzt. Ich bekam Hörgeräte verschrieben, die mir in den Ohren schmerzten, nicht wirklich etwas brachten und die Nebengeräusche oft unerträglich laut verstärkten. In dieser Zeit verspürte ich oft große Hoffnungslosigkeit, weil ich mir sehr alleine vorkam. Meine Eltern wussten von meinem Problem und unterstützten mich nach Kräften. Im Freundeskreis wurde mein Hörverlust eigentlich kaum wahrgenommen.
4. Wann und wie hast du von der Möglichkeit eines Hörimplantats erfahren?
Meine Eltern unterstützten mich sehr. Sie sagten immer, ich solle mich nicht mit meiner Situation abfinden und etwas dagegen unternehmen. Sie waren es auch, die mich im Jahr 2010 über eine befreundete Internistin an das Klinikum St. Pölten verwiesen, wo ich zum ersten Mal mit dem Thema Hörimplantate in Kontakt kam. Im September 2013 wurde ich auf der rechten Seite von Professor Sprinzl im Landesklinikum St. Pölten implantiert.
5. Was ist für dich das Schönste am wieder hören können?
Das Schönste daran ist, dass ich mich wieder zu demselben fröhlichen, offenen und lustigen Menschen entwickle, der ich auch vor meinem Hörverlust war. Erst im Nachhinein wurde mir klar, wie sehr ich unter der Last des Nichthörens gelitten hatte. Meine Lebensqualität hat sich um 100 Prozent gesteigert und ich kann es kaum erwarten, mein nächstes Implantat auf dem linken Ohr zu bekommen.
6. Wie hat sich das Thema Hörverlust auf dein Leben und deine Karriere ausgewirkt? Was hat sich durch das Implantat verändert?
Der Hörverlust hat mich nicht nur privat, sondern auch beruflich stark belastet. Im Job habe ich zunehmend unter dem Problem gelitten: Ich musste oft drei, vier oder auch fünfmal nachfragen, bis ich einen Sachverhalt akustisch verstanden habe. Es fiel mir schwer, Gesprächen zu folgen, Meetings waren extrem anstrengend und Multitasking quasi unmöglich.
7. Wie erging es dir nach der Implantation?
Von 2006 bis 2010 bin ich umhergeirrt und habe keine Lösung für mein Hörproblem gefunden. Man wollte mich zu teuren Therapiestunden schicken und ich bekam Hörgeräte, die mir zunächst zwar Besserung verschafften, im Endeffekt aber wenig brachten. Danach hatte ich erstmal aufgegeben und versuchte mich mit der Tatsache abzufinden. Nachdem ich dann Ende 2012 von der Möglichkeit der Implantation erfuhr, habe ich ziemlich viel über die Technologie recherchiert, weshalb ich auch schon gut vorbereitet zu den ersten Gesprächen und Untersuchungen im Landesklinikum St. Pölten erschien. Größere Ängste und Bedenken hatte ich ehrlich gesagt kaum, dafür vertraute ich dem Können und der Professionalität der Ärzte zu sehr.Nach dem Eingriff ging es mir recht gut: Ich habe das Ohr geschont, viel gelesen und gewartet, bis mein Hörvermögen wieder hergestellt war. Man muss geduldig sein. Die ersten zwei bis drei Wochen nach der OP konnte ich nichts hören, doch dann machte ich sehr schnell Fortschritte. Was sind schon zwei Wochen nichts hören können gegen ein Leben voller Töne und natürlicher Stimmen ‒ ohne Rückkopplungen und Schmerzen im Gehörgang?
8. Was erhoffst du dir von deinem zweiten Eingriff?
Ich wünsche mir, dass ich wieder stereo hören kann, mein Tinnitus auf dem linken Ohr noch schwächer wird oder bestenfalls ganz verschwindet und dass es egal ist, von welcher Seite ich angesprochen werde, da ich ja auf beiden Ohren ausgezeichnet hören kann. Ich habe keine Angst vor der Operation und der Rehabilitation da ich weiß, dass sich jede Minute des Wartens lohnen wird. Meine Lebensqualität wird noch weiter gesteigert werden.
9. Was möchtest du Betroffenen und Angehörigen mit auf den Weg geben?
Ich würde mir wünschen, dass die Bevölkerung weiter und noch stärker über das Thema Hörverlust aufgeklärt wird. Durch meine Erfahrungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass selbst beim Fachpersonal wie Hörakustikern großer Aufklärungsbedarf in Bezug auf Implantate besteht. Betroffenen rate ich, sich zu informieren, nicht aufzugeben und Diagnosen kritisch zu hinterfragen. Keiner muss in Stille und Einsamkeit leben. Ich weiß, dass die Situation auch für Angehörige und Freunde nicht einfach ist. Hier ist Geduld, Verständnis und Akzeptanz gefragt. Es ist wichtig, die Entscheidungen des Betroffenen zu respektieren und ihn auf seinem Weg zu unterstützen.