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Stiller Sport – eine „eigenartige“ Erfahrung, die sich lohnt

Kann ich mich mit den andern verständigen? Sieht das nicht komisch aus, wenn ich versuche zu gebärden? Was sagen meine hörenden Freunde?

Das sind berechtigte Fragen, die sich junge CI-TrägerInnen stellen, bevor sie sich der Deutschen Gehörlosen-Sportjugend (DGSJ) anschließen. Denn beim Gehörlosen-Sport gilt: keinerlei Hörhilfen erlaubt. 

Etwas Mut ist gefragt

Das CI und die Hörgeräteentwicklung geben einem die Chance, sich weitgehend in die Welt der Hörenden zu integrieren und sich lautsprachlich zu entwickeln. Junge Menschen, vor allem in der Pubertät und kurz danach, befinden sich häufig in einer Selbstfindungsphase. „Da möchten sie nicht unbedingt mit ihrer Behinderung konfrontiert werden. Wir erleben es oft, dass die Berührungsängste von denen, die in der hörenden Welt aufwachsen, erst einmal überwunden werden müssen“, berichtet Haffke. „Wir erleben aber auch, dass sich das sehr schnell legt. Junge Menschen sind allgemein sehr offen, wenn sie erst einmal dabei sind“, so Haffke weiter.

Die DGSJ steht zur Seite

Die Jugendabteilung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Teenagern mit einer Höreinschränkung den Zugang zum Sport zu erleichtern. Dabei gilt es, Jugendliche für den Gehörlosen-Sport zu begeistern und sie bei der Erreichung persönlicher Höchstleistungen zu unterstützen. 

„Gehörlosen-Sport bietet für unsere AthletInnen ganz andere Chancen als der Sport der Hörenden. Vor allem die Möglichkeit, sich bei passender Leistung für die Nationalkader zu qualifizieren und ganz oben mit dabei zu sein. Diese Chance ist einmalig.“

Daniel Haffke
Leitung Jugendbüro DGSJ

Die Rolle des CI

Die Anzahl der SportlerInnen mit Cochlea-Implantat in der DGSJ steigt stetig. Manchen fällt es schwerer, manchen leichter, sich daran zu gewöhnen, ihren Sport ohne CIs auszuüben. Die DGSJ-Mitglieder berichten:

Ein CI zu bekommen, war das Schönste, was mir jemals passieren konnte, nur so habe ich die hörende wie die gehörlose Welt kennenlernen können. Im Gehörlosensport ohne CI laufen zu müssen, ist allerdings eine eigenartige Erfahrung. Ich liebe den Lärm des Publikums und mir fehlt es, dass die Zuschauer durch ihre Anfeuerungsrufe noch mehr aus mir herauskitzeln.

Daniel, Leichtathletik

Mit 15 Jahren bin ich endgültig ertaubt und mittlerweile beidseitig mit einem CI versorgt. Das CI bedeutet für mich eine erhebliche Steigerung meiner Lebensqualität. Beim Sport trage ich mein CI nicht. Ich finde es angenehm, es erhöht meine Konzentration. Allerdings kann ich die Qualität eines Schlages nicht hören und muss diesen Nachteil durch erhöhte Reaktionsbereitschaft ausgleichen.

Svenja, Badminton

Schon während meiner Schulzeit an einer Schule für Kinder mit Hörschädigung habe ich leidenschaftlich gerne Fußball gespielt. Mein CI habe ich mit sieben Jahren bekommen. Heute habe ich mich an diesen „stillen“ Sport ohne Hörhilfen gewöhnt, aber es ist für mich grundsätzlich angenehmer, wenn ich beim Fußball mein CI trage. Auch wenn Fußball zu den Kontaktsportarten gehört, habe ich festgestellt, dass es ungefährlich ist.

Deborah, Fußball

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Wer nun neugierig geworden ist, sollte sich auf jeden Fall selbst von dem umfassenden Angebot der DGSJ überzeugen und Daniel Haffkes Einladung folgen: „Kommt zu uns, hier eröffnen sich für euch ganz neue Chancen! Traut euch, macht mit, gemeinsam erleben wir im Gehörlosen-Jugendsport eine Menge fantastischer Events. Wir haben eine sehr lebendige Jungendarbeit, es lohnt sich!“

Fotografie bei: ©Anton Schneid.